Rückschau: Schock in Hagen – Erste Saisonniederlage für Black Bulls

Während die Winterpause für die Black Bulls nach dem Heimsieg über den VfL Löningen beginnt, ist unser Autor aus seinem Winterschlaf erwacht. In einer dreiteiligen Weihnachts-Serie lässt er die Begegnungen gegen den Hagener SV, Rasta Vechta II und den VfL Löningen noch einmal Revue passieren.

Am neunten Spieltag der Saison mussten die 1. Herren des BBC Osnabrück zum ersten Mal das Spielfeld als Verlierer verlassen. Mit einem Last-Minute-Treffer hatte Huskies-Guard Henning Nobbe für den 71:70-Heimsieg seiner Mannschaft und Kopfzerbrechen bei Spielern, Trainer und mitgereisten Fans der Black Bulls gesorgt.

Wie ein Damoklesschwert schwebte nach der Begegnung die Frage nach dem Grund für die bittere Niederlage in der totenstillen Gästekabine über den Köpfen der Osnabrücker. Wie hatte man dieses Spiel noch aus der Hand geben können?

Die Atmosphäre nach und vor dem Spiel: Sie hätte unterschiedlicher nicht ausfallen können.

Voller Vorfreude und Ehrgeiz waren die Spieler des BBC Osnabrück zum Topspiel nach Hagen gereist, um die Führung an der Spitze der Bezirksoberliga Weser-Ems zu verteidigen. So betraten sie nach der Ansprache ihres Trainers hochmotiviert das Basketballfeld des Sportzentrums Hagen, wo auch die gewöhnungsbedürftige Warm-up-Musik der Heimmannschaft die Osnabrücker nicht zu irritieren vermochte. Ganz im Gegenteil: Zu den Klängen von Marianne Rosenberg, Guildo Horn und Roy Black schienen die Black Bulls den Fokus noch mehr auf die anstehende Partie zu richten, als sie es manches Mal in eigener Halle getan hatten. Insbesondere Torvoris Baker und Zeb Thomas Lovell nahmen sich Andrea Bergs Motto „Ich bin mit dir so hoch geflogen“ besonders zu Herzen und schlossen bereits beim Warmlaufen kaum einen ihrer Wurfversuche ohne einen Dunking ab.

Den Schwung des Warm-Ups nahmen die Black Bulls mit in die Partie und zeigten im ersten Spielabschnitt der Begegnung eines der besten Viertel ihrer bisherigen Saison. Wie eine Schlinge hatte sich die Ganzfeldverteidigung Osnabrücks von Beginn an um den Hals der Hagen Huskies gelegt, Turnover provoziert und leichte Körbe in den anschließenden Gegenangriffen ermöglicht. Auch in den übrigen Angriffen dominierten die Center der Black Bulls die Gastgeber nach Strich und Faden, während man in der Defense die Angriffe Hagens im Keim erstickte. 18:2 führte der BBC Osnabrück während des ersten Viertels gegen den Tabellenzweiten. Bei einem Spielstand von 20:6 endeten die ersten zehn Minuten.

Im zweiten Viertel hingegen hatte sich Hagen gefangen. Auch wenn Osnabrück weiter sehenswerte Punkte gelangen, waren die Huskies aus ihrem offensiven Dornröschenschlaf erwacht. Ein Spiel auf Augenhöhe war entstanden. Ein Umstand, der die Black Bulls angesichts ihrer 39:25-Führung zur Halbzeit kaum beunruhigte. Spätestens nach der Halbzeitpause, gegen Mitte des dritten Viertels, ließen sich indes die Sorgenfalten auf der Stirn von BBC-Trainer Ingo Twiehaus nicht mehr verbergen.

Aus dem ebenbürtigen Niveau des zweiten Viertels war ein Spiel geworden, das fortan von Hagen kontrolliert wurde. Minute um Minute war zu beobachten, wie die Huskies den Vorsprung der Black Bulls Stück um Stück verringerten und die Mentalität der Begegnung auf den Kopf stellten.

Während Hagen realisierte, dass sie das Match noch gewinnen konnten, wurde den ungeschlagenen Gästen aus Osnabrück plötzlich klar, dass sie dieses Spiel tatsächlich verlieren konnten.

In der Folge schmolz der 10-Punkte-Vorsprung des BBC Osnabrück zu Beginn des letzten Spielabschnitts weiter auf vier Punkte zusammen. Die Black Bulls stemmten sich jedoch, nachdem Trainer Twiehaus ein Line-Up aus Yannik Twiehaus, Finn Kuhlmann, Jan-Luca Köster, Zeb Thomas Lovell und Torvoris Baker zurück auf das Spielfeld schickte, gegen den Vorstoß der Heimmannschaft. Tatsächlich schlug Osnabrück noch einmal zurück, stellte einen 11-Punkte-Vorsprung wieder her und zauberte die Zuversicht zurück auf die Gesichter seiner Spieler.

Was gleichwohl dann geschah, dürfte sich in süßen Träumen von Huskies-Guard Henning Nobbe noch manches Mal erneut zugetragen haben. Drei Dreier in Folge und den besagten Gamewinner netzte der Matchwinner des Gastgebers in den Schlussminuten über die überforderten Black Bulls ein. Am Ende verbuchte Nobbe insgesamt 26 Punkte. Endstand: 71:70 für den Hagener SV.

In den drei Wochen, die seit Nobbes Gamewinner vergangen sind, wurden zahlreiche Erklärungsversuche für den Sieg des Hagener SV und den Leistungsschwund des BBC Osnabrück angestellt. Vereinzelte Stimmen berichten, dass man Henning Nobbe in der Spielpause vor dem vierten Viertel in der Kabine dabei beobachtet habe, wie er gebannt einer leidenschaftlichen Ansprache von Domenico Tedesco gelauscht habe. Andere Meinungen besagen, dass die Black Bulls das Spiel niemals aus der Hand gegeben hätten, wenn in der Halbzeit noch einmal Marianne Rosenberg gespielt worden wäre.

Tatsächlich muss sich die Mannschaft des BBC Osnabrück wohl aber eingestehen, dass man den Sieg bereits während des ersten Viertels nach dem Motto „Business as usual“ in trockenen Tüchern wähnte. Mehr Besonnenheit und die Erkenntnis, dass gegen Hagen nur Torvoris Baker zweistellig scorte, gerade einmal zwei Distanzwürfe ihr Ziel fanden und man als Kommunikationsmittel in der Defensive auf Schweigen setzte, dürften dabei helfen, dass das Rückspiel in Osnabrück weniger frustrierend ausfällt, als es das Hinspiel seinerzeit in Hagen gewesen ist.

Wen man an der Dreierlinie bei Hagen nicht offen stehen lässt, dürfte dann jedem Spieler der Black Bulls klar sein.