Ein Blick hinter die Kulissen: Stefan Mienack steht uns rede und Antwort
Im Rahmen des Turnieres „Perspektiven für Talente“ hatten wir die Möglichkeit mit dem verantwortlichen Bundestrainer für den weiblichen Nachwuchsbereich Stefan Mienack ein kurzes Gespräch zu führen.
Hallo, Stefan, schön, dass du dir die Zeit nimmst und mit uns dieses Gespräch führst. Zwei Spiele sind schon gelaufen, du hast die Talente jetzt alle das erste Mal gesehen, wie ist dein erster Eindruck?
Ich habe einen sehr positives Gefühl bei von dem Jahrgang 2005. Der positive Eindruck, den ich schon beim Südturnier in Koblenz gewinnen konnte, wird hier noch mal durch dieses Turnier bestätigt.
Jeder möchte hier an diesem Wochenende weiterkommen und von dir zum nächsten Lehrgang in Heidelberg eingeladen werden. Gib uns einen Tipp, worauf achtest du, wenn du dir bei so einem Turnier viele Spiele in kurzer Zeit ansiehst, was sind die Eigenschaften, nach denen du Ausschau hältst?
Natürlich versuchen wir erstmal das Team auf allen Positionen so groß wie möglich aufzustellen. Das hat sich international für Deutschland bewährt. Da schauen wir natürlich auf den Positionen 2 – 3 – 4 nach möglichst großen, beweglichen und variablen Spielerinnen.
Ich bin froh, dass das norddeutsche Turnier auch ein paar Spielerinnen zeigt, die auch auf der Position 5 agieren können. Auch wenn sie jetzt noch jung sind, kann man da schon eine Perspektive sehen.
Auf der Position 1 oder generell auf den Guardpositionen geht es vor allem um Entscheidungsverhalten, Persönlichkeit, sowie koordinative und athletische Fähigkeiten.
Du schaust dir hier in diesem Jahr die Spiele alleine an, ich kann mich erinnern, vor zwei Jahren ward ihr teilweise zu dritt. Welche Vorteile hat es, sich alleine die Talente anzuschauen?
Dass ich hier alleine bin, hat etwas damit zu tun, dass die Kollegen über ihre anderen Arbeitgeber eingebunden sind. Für mich war klar, dass ich mit demselben Team Scouten wollte wie in Koblenz. Da es in der Teamform nicht möglich war, habe ich mich bewusst für diese Variante entschieden.
Den Vorteil, der im Prinzip gar keiner ist, das ich sehe ich darin, ein konkretes Bild von dem habe, wo ich mit dem „Team Deutschland“ in allen Altersklassen hin will. So versuche ich dann auch die Spielerinnen für das Camp zu sichten. Da trage ich gern die volle Verantwortung.
Das Ausbildungskonzept des DBB hat ja u.a. auch zum Ziel, eine einheitliche Nachwuchsförderung im ganzen Land zu gewährleisten. Kannst du trotzdem Unterschiede zwischen Nord und Süd, Großstädten und eher ländlichen Bereichen feststellen?
Selbstverständlich kann ich da Unterschiede feststellen. Diese liegen aber an den einzelnen Landesverbänden, sprich, wie sie arbeiten und wie sie historisch geprägt sind. Zudem kommt dazu, wie aktiv die einzelnen Mitgliedsvereine in den Landesverbänden sind. Das ist schon sehr unterschiedlich im Bereich Nord/Süd und Ost/West.
Wenn man Unterschiede benennen will, sind es Verteidigung und Intensität, mal wird im offensiven Bereich mehr mit dem Ball gedribbelt, mal wird mehr Wert auf Passspiel und Schneiden gelegt. Das ist regional doch sehr unterschiedlich.
Es ist aber auch gut, dass es diese Unterschiede gibt, denn das bringen auch die vielen Aspekte des Basketballs mit. Ab der U15 können wir dann darauf auf Bundesebene aufbauen. Individualität ist gefragt und gewünscht, in der Mannschaft dann können wir das in die Richtung lenken, in die wir als Verband wollen.
Ländliche Gebiete und Großstädte sind nicht unterschiedlich zu betrachten, da es eher darauf ankommt, was die Vereine vor Ort umsetzen und machen. Hier kann es natürlich sein, dass ein Verein in einer Großstadt aus dem möglicherweise großen Angebot an Spielerinnen wenig macht, während in einem kleinen Ort ein Verein so aktiv ist, dass sich dort prozentual mehr Talente tummeln.
Zum zweiten Mal findet ein solches Sichtungsturnier in Osnabrück statt. Gibt es etwas, was den Standort hier in Osnabrück auszeichnet?
Den Standort in Osnabrück zeichnet sehr viel aus: Erst mal sind es die professionelle Ausrichtung des Turniers, die Atmosphäre und das Ambiente, die der Veranstaltung einen Wert verleiht.
Dann spürt man die gute Zusammenarbeit zwischen NBV und BBC, man merkt das Interesse des Landesverbandes an dieser Arbeit.
Osnabrück liegt zudem räumlich gut, ist für alle Teams gut zu erreichen und die Infrastruktur der Stadt tut ihr übriges.
Was würdest du dir in der Nachwuchsarbeit noch mehr wünschen oder etwas praktischer gefragt, worauf sollten sich die jüngeren Jahrgänge im Training noch etwas mehr konzentrieren?
Ich glaube, wir müssen mehr in den Grundlagen ausbilden. Uns noch mehr die Zeit dafür nehmen, sich mehr mit kleinen Dingen zu befassen, viel detaillierter sein. Hier z.B. der Drei-Punkte-Wurf, das Spacing, gutes Bewegen im Raum. Auf der anderen Seite haben wir aber auch die Pflicht, Intensität, Einsatz und Willen einzufordern und dies zu fördern.
Vielen Dank für das Gespräch.